O N L I N E – V O R T R A G
Ute Günkel-Maschek (Universität Heidelberg)
Di, 14.12.2021, 18 Uhr s. t.
Die Rekonstruktion des ‚Lilienprinzen‘, oder ‚Prinzen mit der Federkrone‘, anhand von Stuckrelieffragmenten, welche von Arthur Evans zu Beginn des 20. Jahrhunderts im südlichen Bereich des Palastes von Knossos gefunden wurden, ist seit den 1970er Jahren wiederholt in den Fokus wissenschaftlicher Auseinandersetzung gerückt. Im Zentrum steht die Frage nach der einstigen Orientierung des Oberkörperfragments und, daran anknüpfend, der hieraus zu rekonstruierenden, männlichen Figur mit an die Brust gehaltener Faust. Während Arthur Evans und ihm folgend Maria Shaw die Fragmente zu einer nach links orientierten Figur eines Priesterkönigs bzw. siegreichen Athleten vervollständigten, brachten zunächst Jean Coulomb, dann Wolf-Dietrich Niemeier Argumente für eine Rekonstruktion der Figur als vom Betrachter aus nach rechts gewandt hervor. Coulomb zufolge soll es sich bei der Figur um einen Boxer, Niemeier zufolge um einen Gott oder Herrscher gehandelt haben. In meinem Vortrag gehe ich der Frage nach der ursprünglichen Ausrichtung des Oberkörperfragments erneut auf den Grund. Dabei richte ich das Augenmerk auf ein bislang weitgehend unberücksichtigt gebliebenes Detail: die auf dem Oberkörper der männlichen Figur aufgetragene Kette aus waz-Lilien. Über eine ikonographische ‚Beweisführung‘ werde ich zeigen, dass der Schlüssel zur einstigen Ausrichtung der Figur, und damit auch zur Ergänzung ihres Erscheinungsbildes, bereits die ganze Zeit buchstäblich von ihr um den Hals getragen wurde.
Link zum Vortrag (wird um 17:50 h aktiviert)
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