In jeder Kultur spielen sprachliche und bildliche Metaphern eine zentrale Rolle bei der Formierung emotionaler Konzepte. Aus diesem Grund sind sie eine unverzichtbare Quelle, um subjektive Erfahrungswelten vergangener Kulturen zu rekonstruieren. Der Vortrag beschäftigt sich mit Emotionsmetaphern in der griechischen und römischen Bilderwelt am Beispiel des gefesselten Eros.
Das Bildthema des bewegungsunfähig gemachten und damit für seine Verfehlungen gegenüber unglücklich Verliebten bestraften Liebesgottes geht auf spätklassische Darstellungen zurück, erfreut sich aber vor allem im Hellenismus und der frühen Kaiserzeit wachsender Beliebtheit. Neben einer ausführlichen Analyse des Motivs in seinen unterschiedlichen Rezeptionskontexten kommen die ikonographische Entwicklung der Erosfigur, verwandte Bildmotive sowie nicht zuletzt literarische Traditionen zu Wort, um so der Phänomenologie unglücklicher Liebe in der griechisch-römischen Antike näherzukommen.
Zeit: Dienstag, 8. Jänner 2019, 18 Uhr c.t.
Ort: Institut für Klassische Archäologie, 1. Stock, Seminarraum 12