Dienstag, 23. Mai 2017 um 18 Uhr c.t.
Univ.-Prof. Dr. Claudia Theune-Vogt (Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, Universität Wien)
Welche Aussagen hat materielle Kultur in zeitgeschichtlichen Kontexten?
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts wurde lange ausschließlich von Historikern betrieben. Seit knapp 30 Jahren finden auch archäologische Untersuchungen an Tatorten des national-sozialistischen Terrors statt. In jüngster Zeit werden zudem bildliche Darstellungen verstärkt unter kunsthistorischen Aspekten untersucht. Damit steht einer geschichtlichen Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhunderts ein enorm großes Quellenmaterial zur Verfügung. Ähnlich wie bei anderen Fundplätzen der Neuzeit müssen alle Quellen mit einbezogen werden, um das volle Aussagepotential aus den Quellen auszuschöpfen. Dabei ist es immer wieder interessant zu beobachten, dass in den wortbasierten, bildbasierten und objektbasierten Quellen unterschiedliche Aspekte und Themen schwerpunktmäßig abgebildet werden und wir sicherlich nicht alle Informationen zum Terror der Nationalsozialisten und den Überlebensstrategien der Häftlinge aus den Schriftquellen oder Zeitzeugenberichte kennen. In dem Vortrag sollen anhand von Fallbeispielen das Aussagepotential der unterschiedlichen Quellen Gattungen beleuchtet werden und insbesondere das Aussagepotential der Objekte vorgestellt werden, um die Wirkungsfähigkeit archäologischer Untersuchungen auch an jüngeren Fundorten darzulegen.