Die Bauornamentik von Qasr al-Mschatta: Antikenbezüge in der frühislamischen Kunst
Im Rahmen des Projektes "Qasr al-Mschatta – Das frühislamische Wüstenschloss, Dokumentation und Deutung" der Technischen Universität Berlin, Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte, und des Museums für Islamische Kunst Berlin bearbeite ich die Architekturornamentik. Der Bau, heute unmittelbar neben dem Flughafen der jordanischen Hauptstadt Amman gelegen, wurde wohl Mitte des 8. Jhs. errichtet. Die Antikenbezüge vor allem der großflächigen Reliefs, die die Fassade überziehen, sind augenfällig. Insbesondere Flächenkunst wie Mosaike mit belebten Ranken, die in der Spätantike im syrisch-palästinensischen Gebiet weit verbreitet waren und auch im 8. Jh. noch von aktiven regionalen Werkstätten ausgeführt wurden, scheinen als Vorlagen für den Dekor gedient zu haben. Viele der zahlreichen Einzelmotive des Rankenwerks weisen, ebenso wie die Bearbeitungstechnik, zudem auf Steinmetze aus dem spätantiken Ägypten hin. Daneben sind einzelne Motive aus dem sasanidischen Raum aufgenommen und mit den griechisch-römisch-byzantinischen Bildelementen zu einer einheitlichen Ikonografie zusammengefügt. Dieses Zusammenblenden von Bildmotiven unterschiedlicher Herkunft ist typisch für die frühislamische Kunst. Dies ist einerseits sicherlich auf die unterschiedliche Herkunft der entwerfenden Meister und ausführenden Arbeiter zurückzuführen. Andererseits scheinen die verschiedenen Motive auch bewusst ausgewählt, vielleicht um damit die große Ausdehnung des neuen Islamischen Reiches, das mehrere Zentren antiken Kunstschaffens in sich vereinte, bildlich zum Ausdruck zu bringen. Das Wüstenschloss Mschatta eignet sich durch seinen großflächigen, gut erhaltenen Dekor in besonderer Weise, diese Bezüge herauszustellen und in ihrem Zusammenspiel zu analysieren.
Univ. Ass. Dr. Katharina Meinecke, M.A.,
Email: katharina.meinecke@univie.ac.at
(1. 10. 2017)