Mschatta im Fokus. Das jordanische Wüstenschloss in historischen Fotografien

Die reliefierte Fassade des frühislamischen Wüstenschlosses Mschatta (Jordanien) wurde 1903 teilweise abgebaut und nach Berlin gebracht, wo sie heute im Pergamonmuseum ausgestellt ist. Der osmanische Sultan Abdulhamid II hatte sie Kaiser Wilhelm II zum Geschenk gemacht.Im Fotoarchiv des Museums für Islamische Kunst in Berlin befindet sich eine große Sammlung von historischen Glasnegativen und Abzügen, die, wie an den Motiven zu erkennen ist, offensichtlich während des Fassadenabbaus in Mschatta entstanden sind. Da eine zeitgenössische Dokumentation dieser Fotos fehlt, wurde nun erstmals der Versuch unternommen, deren Entstehung nachzuvollziehen.

Wie den Akten im Zentralarchiv der Berliner Museen zu entnehmen ist, wurde sowohl bei zwei Vorbereitungsreisen 1902 und 1903 als auch beim eigentlichen Abbau fotografiert. Otto Puchstein, der Leiter der Baalbek-Expedition, fotografierte wahrscheinlich bei der ersten 1902 von Baalbek aus unternommenen Reise und setzte sich fortan gegenüber dem Generaldirektor der Berliner Museen Richard Schöne für die fotografische Dokumentation Mschattas vor dem Abbau ein.

Während des Abbaus hat schließlich offenbar größtenteils Gottlieb Schumacher fotografiert. Der in Haifa ansässige Architekt und Ausgräber von Meggido war mit der Organisation der von Bruno Schulz geleiteten Arbeiten vor Ort betraut und schickte in zwei Sendungen Fotos vom Abbau der Fassade nach Berlin. Diese lassen sich leider größtenteils in dem heute erhaltenen Bestand nicht wiederfinden. Dennoch konnten eine Reihe von Fotos von den Vorbereitungsreisen ebenso wie vom Abbau der Fassade in verschiedenen Archiven in Berlin und Brandenburg ebenso wie in der Glasdia-Sammlung des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien, die wahrscheinlich mit dem an der ersten Publikation Mschattas beteiligten Kunsthistorikers Josef Strzygowski in Zusammenhang zu bringen ist, ausfindig gemacht werden.

Fotografien spielten auch später eine wichtige Rolle in der archäologischen und musealen Rezeptionsgeschichte Mschattas.

Der Wiederaufbau der Fassade zuerst im Kaiser-Friedrich-Museum und später im Pergamonmuseum wurde ebenso dokumentiert wie der Bombentreffer im 2. Weltkrieg und die darauf folgende Restaurierung in den 1950er Jahren. Fotografien untermalten auch die immer wieder aufflammenden Rekonstruktions- und Präsentationsdebatten.

Eine Auswahl der neu identifizierten Fotos vom Abbau der Fassade war zunächst (03.10.2014-15.03.2015) in der Ausstellung "Mschatta im Fokus. Das jordanische Wüstenschloss in historischen Fotografien" im Museum für Islamische Kunst in Berlin zu sehen. Vom 30.04. bis 30.07.2015 wird diese Ausstellung am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien gezeigt. Die Aufnahmen vom Abbau der Fassade sind dort um Fotos der wechselhaften Geschichte der Mschatta-Fassade in den Berliner Museen ergänzt. (Flyer Ausstellung Berlin) (Flyer Ausstellung Wien)

Die Ausstellung wird kuratiert von Katharina Meinecke (Institut für Klassische Archäologie, Universität Wien) und Eva-Maria Troelenberg (Kunsthistorisches Institut Florenz – Max-Planck-Institut) in Kooperation mit Julia Gonnella (Museum für Islamische Kunst, Staatlichen Museen zu Berlin) und Markus Ritter (Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte).

Weitere Informationen: http://www.smb.museum/ausstellungen/detail/mschatta-im-fokus-das-jordanische-wuestenschloss-in-historischen-fotografien.html

 

Univ. Ass. Dr. Katharina Meinecke, M.A.,

E-Mail: katharina.meinecke@univie.ac.at