Pizza, Pasta, Scherbenmeer – Studierende auf den Spuren der Griechen in Kalabrien

Süditalien ist nicht nur Heimat wunderbarer Strände und ikonischer Pastagerichte, sondern war in der klassischen Antike Teil der erweiterten griechischen Welt. So ist die Gegend besonders reich an archäologischem Kulturerbe, an dessen Erforschung sich auch die Universität Wien schon jahrelang in unterschiedlichen Projekten beteiligte. Seit 2022 bietet sich nun mit MAP – dem Métauros Archeological Project – unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Naoíse Mac Sweeney und Dr. Francesco Quondam eine weitere Gelegenheit, um mehr über die antike griechische Welt zu erfahren.

 
In mehreren Forschungsaufenthalten seit Sommer 2022 ist es einigen Studierenden möglich gewesen, ausgewählte Funde der Nekropole von Métauros zu bearbeiten. Diese Nekropole aus dem 7.-5. Jh. v.u.Z. liegt in der modernen Stadt Gioia Tauro und wurde Mitte des 20. Jh. durch italienische Archäologen ausgegraben. Seitdem lagern die meisten Funde in einem Depot in Gioia und sind fast unerforscht, weswegen MAP ins Leben gerufen wurde. Das Projekt befasst sich mit der archäologischen Erfassung und Bearbeitung verschiedener Teilbereiche der Nekropole, die neu interpretiert und durchdacht sowie mit der größeren Region Kalabrien und Sizilien verglichen werden.
Wir – die Studierenden – hatten die Möglichkeit, hier die Methoden der Fundbearbeitung einer Altgrabung zu erlernen. Der größte Teil an Funden umfasst Keramikgefäße in Scherben, die wir sortierten, zeichneten, fotografierten und digital erfassten. Auch der sorgsame und respektvolle Umgang mit anthropologischen Knochenresten ist ein wichtiges Thema in der Nekropolforschung und wurde thematisiert. So arbeiteten wir uns schrittweise ins Verständnis von griechischer Gräberkultur in einer sehr aufregenden Phase der griechischen Antike ein, und konnten teilweise schon erlernte Fähigkeiten adaptieren und verbessern, oder ganz neue Techniken der Fundbearbeitung kennenlernen.
 
Wenn gerade nicht im archaischen Scherbenmeer gebadet wurde, tauchten wir auf ganz unterschiedliche Arten in die süditalienische Kultur ein. Unsere Gastgeber verwöhnten uns nicht nur mit ihrer herzlichen Art, sondern ließen es sich auch nicht nehmen, uns zum traditionellen Abendessen oder zu einem Bootsausflug einzuladen. An freien Sonntagen nutzen wir die Zeit, um in die regionale Hauptstadt Reggio Calabria zu fahren und uns dort das Archäologische Museum mit den berühmten Riace-Bronzen anzusehen. Auch andere Orte Magna Graecias und ihre Museen wurden besucht: So genossen wir das dramatische Küstenpanorama von Tropea und erkundeten die griechischen Antike von Vibo Valentia in einer alten Mittelalterburg.