Forschung
Durch einen ganzheitlichen Ansatz und den Einsatz verschiedenster Forschungsmethoden aus unterschiedlichen historischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen soll ein tiefgreifendes Verständnis für die Entwicklung, Funktionalität und Komplexität von ländlichen Siedlungen in der Spätantike geschaffen werden. Hierzu kommen in den folgenden Forschungsjahren neben archäologischen und historischen Methoden auch geologische, anthropologische, zooarchäologische und archäobotanische Forschungsweisen zum Einsatz.
Der Forschungsschwerpunkt wird auf der spätantiken ländlichen Siedlung von al-Jumayil, im heutigen Jordanien, liegen. Es handelt sich um eine kleine dörfliche Siedlung im Einzugsgebiet des römischen Castrum Mefaa und etwa 40 Kilometer südlich der Diözesanstadt Madaba. Die Siedlung von al-Jumayil blieb bisweilen weitestgehend unerforscht, so gibt es lediglich ein paar kurze Bemerkungen von Tristram (1873), Brünnow/Domaszewski (1904), Musil (1907), Glueck (1933/34) und Savignac (1936), welche den Ort während ihrer Reisen kurz besichtigten. Im Zuge des „Limes arabicus project“ wurde in al-Jumayil ein Oberflächen-Survey durchgeführt, durch die Keramikfunde wurde eine durchgehende Besiedlungsspanne von der frühen Bronzezeit bis in die islamische Zeit attestiert (Parker, 2006). Sowohl der gute Erhaltungszustand als auch die Unberührtheit der Siedlung machen al-Jumayil zum idealen Forschungsobjekt für unsere Fragestellung.
Ausgrabungen in den Jahren 2019, 2021 und 2022:
Die bisherigen Ausgrabungen in al-Jumayil fanden im Zuge der Lehrgrabung der Universität Wien, unter der Leitung von Frau Prof. Hamarneh statt. Während der drei Grabungskampagnen wurden Schnitte im Zentrum und am zentralen Hügel der Siedlung (2019), sowie in der südlichen Kirchenanlage (2021, 2022) ergraben und erforscht.
Zusätzlich wurden auch nicht-invasive Methoden zur Erforschung der Siedlung angewandt. So wurde etwa durch die Aufnahmen des photogrammetrischen Surveys ein Grundplan der Siedlung anhand des aufgehenden, sichtbaren Mauerwerks erstellt (2021) und die Zisternen wurden mittels Lidar-Scans gescannt und georeferenziert (2022).
VIDEO: Vorläufige partielle 3D-Rekonstruktion des südlichen Kirchenkomplexes