Zum ersten Mal auf Ausgrabung (Ein informativer und lustiger Bericht zur Lehrgrabung des Instituts für klassische Archäologie in Jordanien im August 2019)

Zum Esten Mal - War heuer quasi der Leitspruch der Lehrgrabung, welche die Studierenden der klassischen Archäologie für vier Wochen nach Jordanien führte.

Zum ersten Mal eine Lehrgrabung der spätantiken und frühchristlichen Archäologie unter der Leitung von Frau Prof. Hamarneh. Zum ersten Mal eine österreichische Grabung in Jordanien. Zum ersten Mal eine archäologische Grabung in der antiken Siedlung von Al-Jumaiyil (nahe Umm Ar-Rasas). 

Zudem sammelten einige Studierende das erste Mal Grabungserfahrung, während die etwas älteren Semester das erste Mal von Null an beginnen konnten und wir alle zum ersten Mal eine unberührte Site vor uns hatten.

"aller Anfang ist steinig..."

Gleich am ersten Tag der Woche, nach einer kurzen Akklimatisierung, machten wir uns in unseren rasenden (leicht auseinanderfallenden) Gefährten auf den holprigen Weg von Madaba nach Al-Jumaiyil. Und so standen wir nun auf dem Tell und überblickten unser künftiges Arbeitsgebiet, ein Trümmerfeld, das sich vor uns erstreckte, wie ein Meer der Steine oder "un mar e sas" (Italienisch/neapolitanischer Dialekt). Aufgeregt und voller Tatendrang durchstreiften wir die Ruinen der antiken Siedlung um uns mit ihrer Topografie vertraut zu machen und so den besten Ausgangspunkt für unsere ersten Grabungsschnitte ausfindig zu machen. In den ersten Tagen wurden Festpunkte gesetzt und eingemessen, unsere zukünftigen Schnitte ausgesteckt und erste Oberflächensurveys durchgeführt. Aufgrund der Survey Funde konnten wir uns nach kurzer Zeit bereits ein gutes Bild über die Besiedlungsphasen in Al-Jumaiyil machen. Es wurde vor allem byzantinische, abassidische, umayyadische und mamlukische Keramik gefunden, jedoch mischten sich auch einige nabatäische Scherben und spätrömische terra sigilata unter die Funde. 

Aufgrund der bereits erwähnten Ersterforschung der Site, bildeten Surveys auch den nächsten Wochen einen integralen Bestandteil unserer Forschungsmethoden. So wurden weitere wichtige Gebäude lokalisiert, beschrieben und fotodokumentiert, sowie elf Zisternen ausfindig gemacht, welche sich um das Siedlungsgebiet verteilen. Darüber hinaus wurden einige byzantinische Grabkammern nördlich des Tells entdeckt, welche es in Zukunft genauer zu erforschen gilt.

Into the Pit of Death (1)

Für unsere Grabungsschnitte wurden einerseits ein Bereich westlich des Tells, andererseits ein Teil des zentralen Gebäudes auf dem Tell auserwählt. Unser Weg zu historisch und archäologisch auswertbaren Funden und Befunden führte uns zu Beginn durch eine tiefe Schicht an Versturz, Schutt und Knochen (verschiedenster Herkunft) gemischt mit Keramik aus allen bereits erwähnten Perioden der Besiedelung. Die schweißtreibende Arbeit wurde schließlich belohnt durch die unsagbaren Reichtümer, die die Tiefen und Untiefen Al-Jumaiyils dem neugierigen Forschergeist zu bieten hatten. So konnten an den freigelegten Räumen und Mauern eindrucksvoll die Geschichten der Nutzung von byzantinischer bis hin zur spätislamischen Zeit abgelesen werden. Deutlich waren vor allem die architektonischen Unterschiede im Mauerbau der mamlukischen Nachnutzung mit vielen verbauten Spolien im Gegensatz zu den elaborierten byzantinischen Strukturen zu erkennen. Im Bereich des Zentralgebäudes am Tell konnte durch die Grabungen in Schnitt II und III nicht nur der Teil eines Mosaiks freigelegt werden, sondern auch eine vermutlich noch ältere Struktur unter der byzantinischen festgestellt werden. 

Neben Grabungsarbeit und den Surveys war auch die richtige Dokumentation und Fundbearbeitung ein essenzieller Punkt der Lehrgrabung. So wurde die gefundene Keramik, welche ein breites zeitliches und handwerkliches Spektrum abdeckt, von den StudentInnen datiert, fotografiert und gezeichnet. Auch die Kleinfunde (Münzen, Nägel, Perlen und Schmuck), sowie vor Ort belassene, bearbeitete Steinblöcke (Nischen- und Türsteine) wurden dokumentiert und gezeichnet.

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass wir uns in einem so weit entfernten Land natürlich nicht nur beschwerlicher Arbeit widmeten, sondern auch der kulturellen Erweiterung unseres Horizonts wurde gefrönt. Wir nutzten die Möglichkeit, um durch Perlen der Archäologie wie etwa Petra und Jerash zu schlendern, aber auch um die Mosaiken von Madaba und Mount Nebo in realiter zu bestaunen.

Zurück zum Leitsatz der Grabung, so ist letztlich festzuhalten, dass es für uns als Teilnehmernnen eine erfolg- und lehrreiche (erste) Ausgrabung in Al-Jumaiyil war. Die Site wird hoffentlich auch in Zukunft noch viele Studierende mit ihren unter der Oberfläche verborgenen Schätzen in einem Meer aus Steinen begeistern.

Alexander Habrich – Michaela Löffler – Theresa Zischkin


(1)  Abenteuerliche Bezeichnung der Studierenden für Schnitt I, wegen schlechter Luftzufuhr und Hitzestau ab einer gewissen Tiefe.

P.S. beim Lesen bitte ein mysteriöses  Dum-Dum-Dum-Dum hinzufügen ;)