In memoriam Kurt Schaller (1957–2012)

Im Oktober 2012 ist unser Kollege und Freund Kurt Schaller an den Folgen eines schweren Schlaganfalls gestorben. Er hinterlässt seine Frau, drei Kinder sowie ein Enkelkind, auf das er sich so gefreut hat und dessen Geburt er nicht mehr erleben durfte.

Kurt stammte aus Linz, wo er auch das Gymnasium besuchte. Er strebte zunächst eine Musikerkarriere an, entschloss sich dann jedoch 1988 für das Studium der Klassischen Archäologie an der Universität Wien, das er 1994 mit einer Diplomarbeit mit dem Titel "Zum ‚kretischen Zeus'" bei Fritz Brein abschloss. Fritz Brein war für ihn nicht nur als Lehrer prägend, sondern ironischerweise war es auch die Zusammenarbeit mit Brein, dem dezidierten Vertreter der "altmodischen Archäologie", die für den weiteren beruflichen Werdegang Kurts bestimmend werden sollte, indem die erste von Kurt erstellte Datenbank jene für das Inventar der Archäologischen Sammlung war. Wohl auch aus diesem Grund ist diese Datenbank Kurt immer ganz besonders am Herzen gelegen. Er hat in den letzten Jahren ihre Aktualisierung mit Rat und Tat unterstützt und befördert, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Wir werden ihn sehr vermissen.

Auch ein weiterer Aspekt, der für Kurts Arbeit charakteristisch war, geht auf diese Zeit zurück: das Interesse für Öffentlichkeitsarbeit. Ausgangspunkt war eine von Fritz Brein initiierte Publikationsreihe zu den Originalen der Sammlung, an der Kurt ebenfalls mitarbeitete. In diesem Rahmen erschien 1998 ein Sonderheft über den Wiener Archäologen Emanuel Löwy. Diese Studien führten schließlich auch zur Zusammenarbeit mit dem Sigmund Freud Museum im Rahmen einer im gleichen Jahr eröffneten Ausstellung ("Meine ... alten und dreckigen Götter – Aus Sigmund Freuds Sammlung").

Die erste "große" Datenbank entstand seit 2001 aus der Zusammenarbeit mit dem Wiener Stadtarchäologen Ortolf Harl: "Ubi Erat Lupa", eine Zusammenstellung römischer Steindenkmäler in Österreich und weit darüber hinaus, hat neue Maßstäbe im Bereich von Datenbanken in der Archäologie gesetzt. Sie wäre ohne Kurts Organisationstalent, seine Meisterschaft in der Kommunikation mit unterschiedlichsten Partnern, aber auch seine klar strukturierte Vorgehensweise nicht zu jenem unentbehrlichen Arbeitsinstrument der provinzialrömischen Archäologie geworden, das sie heute ist.

Alle diese Fähigkeiten hat Kurt auch in die Zusammenarbeit mit CHC, Research Group for Archaeometry and Cultural Heritage Computing, an der Universität Salzburg eingebracht, die 2005 gegründet wurde und die sich seit damals zu einer wichtigen Einrichtung in diesem Bereich entwickelt hat. Zeugnisse dafür sind Informationssystem wie AIS-OOE (Archäologisches Informationssystem für Oberösterreich), vor allem aber die zahlreichen Projekte zum Limes, sei es in Österreich, Deutschland oder der Slowakei. Neben diesen auf eine breitere Öffentlichkeit ausgerichteten Arbeiten gibt es aber auch eine ganze Reihe von Datenbanken, die vor allem die Arbeit von Spezialisten erleichtert haben, wie die schon genannten "Lupa", aber auch die "Hispania Epigraphica" oder – in Zusammenarbeit mit der Universität Wien – "FACEM", eine Datenbank für Scherbentypen der griechischen Keramik.

Kurt war ein Pionier in der Nutzung von Informationssystemen für die archäologische Forschung und hat darin die berufliche Aufgabe seines Lebens gefunden. Ohne seine Fähigkeit, Diskussionen in konstruktiver und immer freundschaftlicher Atmosphäre zu führen, ohne dabei in der Sache Abstriche zu machen, ohne sein Talent für Kommunikation und sein offenes auf den anderen Zugehen wären wohl viele der großen Projekte auf halbem Weg gescheitert.

 

V. Gassner, Oktober 2012