Schatz seltener südgallischer Sigillaten – Ein früher südgallischer Terra Sigillata Fundkomplex aus Brigantium/Bregenz (Österreich)
Schatz seltener südgallischer Sigillaten – Ein früher südgallischer Terra Sigillata Fundkomplex aus Brigantium/Bregenz (Österreich)
1913 wurde in Bregenz ein »Schatz seltener südgallischer Sigillaten« geborgen, um es mit den Worten eines der Ausgräber, A. Hild, auszudrücken. Der aus annähernd 400 verbrannten Gefäßindividuen bestehende Fundkomplex stellt den bislang größten bekannten Depotfund von südgallischer Terra Sigillata tiberischer bis frühclaudischer Zeit außerhalb des Töpfereiorts La Graufesenque dar.
Das Formenspektrum umfasst zwei reliefierte und 15 glatte Typen (Drag. 11, Drag. 29, Halt. 1a, Drag. 17a, Drag. 17b, Drag. 17c, Drag. 17aR, Drag. 15/17, Drag. 15/17R, Drag. 16, Ritt. 1, Drag. 18, Ritt. 5, Drag. 24/25, Ritt. 8, Drag. 27 und Ritt. 12). In Kombination mit den Produktionsdaten der 23 Töpfer, die durch insgesamt 96 Bodenstempel belegt sind, ergibt sich ein Datierungsansatz des Ensembles in den Jahren um 40 n. Chr.
Das zeitlich homogene Formen- und Töpferspektrum mit quantitativem Vorherrschen einzelner Typen (vor allem Drag. 24/25, Ritt. 8), das Vorhandensein von gleichen Stempeltypen in Kombination mit der eindeutigen Dominanz eines einzigen Töpfers (Cantus), der hohe Erhaltungsgrad der Gefäße, das völlige Fehlen italischer Ware sowie die weitgehende Absenz eindeutiger Gebrauchsspuren sprechen gegen eine Deutung als Siedlungsmaterial. Vielmehr kann der Fundkomplex der Kategorie der »pre-consumption deposits« zugeordnet werden und repräsentiert damit ein durch einen Brand zerstörtes Depot unbenutzter Gefäße.
In welchem baulichen Kontext dieses ursprünglich aufbewahrt und schlussendlich entsorgt wurde, kann nicht beurteilt werden, da keine stratigraphisch zugehörigen Befunde ausgegraben wurden. Aufgrund der Position des Fundpunktes innerhalb des 44/45 n. Chr. aufgelassenen Militärlagers ist eine kontextuelle Zugehörigkeit zu diesem jedoch vorauszusetzen. Daher dürfte es sich beim Fundkomplex Bregenz 1913 um die Überreste eines der wenigen bisher bekannten Keramiklager innerhalb einer militärischen Anlage handeln.
Literatur:
- J. Kopf, Ein früher südgallischer Terra-Sigillata-Sammelfund aus Bregenz: Überrest eines militärischen Keramikdepots? Jahrb. RGZM 62, 2015 (2020), 135–254. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/jahrb-rgzm/article/view/77137/71009.