Ausgrabung 2024
Die zweite Grabungskampagne des FWF-Projekts „Rethinking Periphery in Late Antique Arabia“ fand im Sommer 2024, vom 9. Juli bis zum 5. August, statt und wurde erneut in Kombination mit der Lehrgrabung des Instituts für Klassische Archäologie an der Universität Wien abgehalten.
Der Fokus der Grabung 2024 lag auf der vollständigen Freilegung des südlichen Kirchenschiffes. Zudem wurden durch Projektpartner*innen geologische und archäobotanische Untersuchungen durchgeführt.
Die Grabung in F06
Fläche 06, welche zu einem geringen Teil bereits im Jahr 2023 ergraben wurde, erstreckt sich vollständig über den Bereich der südlichen Kirche, des Doppelkirchen-Komplexes von al-Jumayil. Der Bereich umfasste das einschiffige Langhaus, ein durch Stufen und architektonische Einbauten abgesetztes Presbyterium sowie eine Apsis. Der Bereich der Apsis und des östlichen Presbyteriums wurden bereits im Vorjahr freigelegt, um der Frage nach einer Verbindung zwischen den beiden Kirchen nachzugehen.
Die Stratigraphie der noch nicht ergrabenen Bereiche in F06 war stark von späteren Eingriffen (Raublöchern) geprägt. Ein möglicher Grund für die Intensität der nicht wissenschaftlichen Grabungsaktivitäten in diesem Bereich dürfte mitunter die bereits frühe Identifizierung (siehe Savignac 1936) der südlichen Strukturen als Kirche sein. Daraus resultierten stark durchwühlte obere Straten, sowie drei tiefere Eingriffe, welche bis unter die architektonischen Strukturen der letzten Bauphase des Gebäudes reichten.
Unter diesen rezenten Umwälzungen konnten größere Flächen mit ungestörten stratigrafischen Ablagerungen sowie lose gebundene Strukturen aus Stein freigelegt werden. Sowohl die Abfolge der verschiedenen Brand- und Ascheschichten als auch die Lage der steinernen Strukturen direkt über dem Fußboden lassen Parallelen zur nördlichen Kirche (F05) erkennen.
Wie bereits nach der Freilegung des östlichen Teils des Presbyteriums in der Kampagne 2023 vermutet, wurde in der gesamten Südkirche ein Boden aus rechteckigen, dunkelgrauen bis schwarzen Steinplatten verlegt. Einzig in der nordwestlichen Ecke des Hauptraums befanden sich noch Reste eines vormals weitreichenderen polychromen Mosaiks mit Wellenbandmuster (Laufender Hund).
Die beiden größten Störungsinterfaces befanden sich in der Mitte des Kirchenraums und erstreckten sich bis in eine Tiefe von etwa einen Meter unter den Fußboden. Die Raubgrabungstrichter führten direkt zu den Eingängen zweier Gräber, in welchen lediglich vereinzelte Knochen und kleinere Fundstücke dokumentiert werden konnten. Im Zuge der Grabung wurden noch zwei weitere Gräber dokumentiert. Diese waren im Zuge der Verlegung des letzten Plattenbodens des Gebäudes versiegelt worden und mussten bereits zu einem früheren Zeitpunkt geräumt worden sein, denn auch hier konnten nur wenige kleinere Knochen und Fundobjekte dokumentiert werden.
Im Zuge der Kampagne 2024 wurden auch erstmals archäobotanische sowie geologische Untersuchungen der Projektpartner*innen aus Belgien und Jordanien durchgeführt. Frits Heinrich und Annette Hansen von der Vrije Universiteit Brussel der Research Group Interdisciplinary Historical Food Studies (FOST) arbeiteten sowohl im Feld als auch mit Erd- und Ascheproben des Vorjahres, um archäobotanische Proben zur weiteren Analyse zu gewinnen. Khaled Al-Bashaireh von der Yarmouk University entnahm am Grabungsort Gesteins-, Mörtel- und Verputzproben für geologische und archäometrische Analysen.