Die Nekropolen Leithaprodersdorf und Potzneusiedl (Burgenland, AT). Ein Einblick in lokale Bevölkerungsstrukturen im Spiegel der Bestattungstraditionen des 1. und 2. Jhs. n. Chr.

IKA online Kolloquium

Lucia Formato (ÖAW, Österreichisches Archäologisches Institut)

Di, 15.6.2021, 18 Uhr s. t. online

Lucia Formato (ÖAI Wien, FG Archäologie der römischen Provinzen im lateinischen Westen)

Bei Leithaprodersdorf, ca. 30 km südlich vom Carnuntiner Legionslager gelegen, konnte auf rund 3,6 ha ein bedeutender Ausschnitt einer römischen Nekropole erfasst werden. Trotz teilweise desolater Erhaltungsbedingungen gelang es durch eine eingehende Auswertung der Befunde, der Kleinfunde und GIS-basierter Verbreitungsanalysen der Fundmaterialien eine verlässliche Belegungschronologie herauszuarbeiten. Die Auswertungen ergaben, dass an diesem Fundplatz keine Kontinuität in die späte Latènezeit vorliegt. Dennoch lässt sich gerade in den Anfängen der Nekropole der autochthone Charakter des Ortes fassen. Dies bezeugen Grabhügel, norisch-pannonische Flügelfibeln, aber auch ein sehr regional beeinflusstes Keramikspektrum und sowohl ikonographisch als auch epigraphisch durch Grabstelen bezeugte, keltisch geprägte Personen. Akkulturationsprozesse spiegeln sich im archäologischen Material deutlich im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. wider.
Bedeutend für die Analyse früher Bevölkerungsstrukturen im nordwestpannonischen Raum ist auch die Nekropole von Potzneusiedl. Diese Gräber bieten einen ausgezeichneten Einblick in die Bevölkerungsstruktur im Hinterland der später nordwestpannonischen Grenze für die 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Eine Besonderheit sind nicht nur die in dieser Region und für diesen Zeitraum unübliche Sitte der Körperbestattung sondern auch die reichen Fibelbeigaben in Trachtlage, die in Nordwestpannonien sonst nur von Grabdenkmälern des späten 1. und 2. Jahrhunderts bekannt sind.


Der Vortrag findet am 15.6.2021 um 18 Uhr online statt.

Link zum Vortrag (wird um 17:50 h aktiviert)