Keramikübung in Casas de Reina 2023
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Günther Schörner nahmen im März Student:innen im Rahmen des MiReg-Projekts an einer einwöchigen Keramikübung in der spanischen Gemeinde Casas de Reina teil.
Das MiReg-Projekt und Casas de Reina
Das Projekt „Miróbriga - Regina Turdulorum: Stadt und Land im römischen Westen“ (MiReg), mit welchem die Keramikübung in Verbindung steht, beschäftigt sich seit 2021 mit der Stadt-Land-Beziehung in den römischen Provinzen Lusitania und Baetica anhand der Orte Miróbriga im heutigen Portugal und Regina Turdulorum in Spanien. MiReg wird zusammen mit dem Vorgeschichtlichen Seminar der Universität Marburg, der Universidad de Cantabria und der Università degli Studi di Modena e Reggio Emilia durchgeführt. Im Rahmen der Übung lernten die Teilnehmer:innen, die gefundene Keramik des Surveys und der Ausgrabung vom letzten Jahr zu kategorisieren und zu zeichnen.
Der Arbeitsort der Teilnehmer:innen war die Gemeinde Casas de Reina in der südwestspanischen Region Extremadura. Casas de Reina liegt sehr idyllisch inmitten von Feldern und Weiden unterhalb einer Burgruine. Das Dorf besteht aus 196 Einwohnern und beherbergt mindestens genau so viele Schafe wie Einwohner. Die Unterkunft der Teilnehmer:innen in der so genannten Albergue wurde für das Projekt von dem Bürgermeister von Casas zur Verfügung gestellt. Besonders das kalte Duschwasser am Morgen hielt die Student:innen für die Arbeit mit den Funden frisch und munter.
Arbeitsalltag der Keramikübung
Unter der Anleitung von Dr. Víctor Martínez Hahnmüller wurde das Kategorisieren der Keramik erlernt. Die Keramik wurde auf einem großen Tisch bereitgelegt und die Teilnehmer:innen konnten gemeinsam die Keramik in verschiedene diagnostische Kategorien (Rand, Boden, Wand, Henkel) und ihre Verwendungszwecke (Cooking, Tableware, Fineware, Utility, Storage, Amphoras) einteilen. Somit kamen die (meisten) Teilnehmer:innen in den ersten Kontakt mit ‚echter‘ Keramik und konnten das theoretisch Erlernte in die Praxis umsetzen. In den ersten zwei Tagen wurde die Morgeneinheit mit dem Kategorisieren verbracht. Dabei wurde den Student:innen die Orientierung und Ausrichtung der Keramikstücke nähergebracht, welche essenziell für das Zeichnen der Scherben sind. Die weiteren Einheiten wurden dann dem tatsächlichen Zeichnen der Stücke gewidmet. Hierzu lieferte Dr. Victor Martínez Hahnmüller eine Einführung und gab nützliche Tipps. Aller Anfang war schwer, jedoch konnten die Teilnehmer:innen nach dem vierten Tag selbständig und sicher jegliche Art von Keramikfunden bearbeiten. Zusätzlich zum Kategorisieren und Zeichnen wurden die Scherben mit QR-Codes versehen, die für die Digitalisierung der Funde genutzt werden. Darüber hinaus konnten sich die Teilnehmer:innen auch im Keramikwaschen, Beschriften und Beschreiben der Funde beweisen.
Archäologische und kulinarische Ausflüge
Neben dem strengen Arbeitsalltag wurden auch Ausflüge gemacht. Die Woche begann entspannt mit einem Ausflug zur arabischen Burg „Castillo de Reina“. Nach dem selbstständigen Rundgang durch die Burgruinen wurde ein gemeinsames, liebevoll zubereitetes Picknick auf den Mauern der Burg veranstaltet. Auch ein gemeinsames Frühstück mit traditionellen spanischen Churros mit heißer Schokolade durfte nicht fehlen. Der letzte Tag in Casas de Reina wurde mit einem Rundgang zusammen mit Herrn Schörner und Herrn Hahnmüller durch den archäologischen Park von Casas de Reina und dessen römischen Theater verbracht. Die Keramikübung endete mit einem gemeinsamen Abendessen in dem Restaurant inmitten von Casas. Dabei wurde die Arbeit der Woche rekapituliert und diskutiert.
Die Keramikübung war für viele Studierende der erste Kontakt mit archäologischen Funden und der Arbeit mit diesen. Nach intensiven aber vor allem lehrreichen sieben Tagen konnten alle Teilnehmenden mit Sicherheit Keramikstücke identifizieren, kategorisieren und zeichnen. Zusammen wurden insgesamt 449 Keramikscherben bearbeitet. Trotz der vielen Arbeit und der sehr einfachen Unterbringungssituation fiel der Abschied ist schwer! Deswegen kehren die Student:innen im September nach Casas de Reina zurück, um tatkräftig neues Material für die nächste Keramikübung auszugraben.
Autorinnen: Milena Hilti, Luisa Schwarz und Ines Guth