Sacred Landscape of Central Greece

Eine ›archäologische Wallfahrt‹ durch das griechische Festland

Ein kurzer Bericht der Studierenden über die Exkursion nach Zentralgriechenland 2024
 
Es war wie eine Belohnung für die bestandene Prüfungswoche, als wir am Freitag, den 28. Juni 2024, gemeinsam am Wiener Flughafen standen und unsere Abreise nach Athen erwarteten. Eineinhalb Wochen Griechenland standen uns bevor – eineinhalb Wochen vollgepackt mit archäologischen Höhepunkten, Orten, deren Grundrisse wir aus unterschiedlichen Lehrveranstaltungen bereits kannten, mythischen Tälern, in denen man möglicherweise von den Musen geküsst werden oder Apoll anrufen könnte, und Museen, die so viele Kunstschätze besitzen, dass es unmöglich wäre, jedem ›highlight‹ seinen eigenen Raum zu geben. Unsere Reise würde uns durch mehrere antiken Regionen führen: Attika, Euböa, Böotien, Phokis und Lokris.
So begann unsere Exkursion offiziell am 29. Juni in Athen: Vom innerstädtischen Syntagma-Platz ging es mit dem Reisebus (passenderweise ›Platon Bus‹ heißend) Richtung Rhamnous und Oropos. Rhamnous konnten wir aufgrund der hohen Waldbrandgefahr nicht vollständig besichtigen, allerdings wurde uns neben der archäologischen Bedeutung dieser Stätten auch etwas Anderes schnell bewusst: Wir durften nun die nächsten neun Tage mit Gleichgesinnten verbringen, die wohl genau so viele Fotos von ›Steinen‹ machen würden wie man selbst – und auch etwas damit anzufangen wussten!
Der 30. Juni stand ganz im Zeichen von Lefkandi auf Euböa. Nach einem morgendlichen Besuch der zwei (!) archäologischen Museen in Chalkida, ging es am Nachmittag zu den Stätten Xeropolis und Toumba – wo, neben der Besichtigung derselbigen, auch eine gemeinsame Auffrischung von STEOP-Kenntnissen und eine anregende Diskussion über protogeometrische Bestattungsriten stattfanden.
Am darauffolgenden Vormittag erforderte die Besichtigung von Eretria und seinem archäologischen Museum unerwartete Gebirgskletterkünste, welche aber gebührend durch die Aussicht von den dortigen Thesmophorien belohnt wurden. Nach einer Mittagspause stand auch bereits die erste Besichtigung einer aktiven archäologischen Ausgrabungsstätte an: In Eleon, Böotien, wurden wir von Dr. Trevor van Damme und Prof. Brendan Burke durch die Ausgrabungsstätte und anschließend – ein persönliches Highlight – durch das dazugehörende Fundlager geführt.
Diese beeindruckenden Einblicke wurden am folgenden Tag, den 02. Juli, durch den Besuch der Grabung von Amarynthos, Euböa, ergänzt. Dr. Tamara Saggini und Dr. Tobias Krapf von der Schweizerischen Archäologischen Schule in Griechenland stellten ihre gegenwärtige Forschungsarbeit an dem Artemision von Amarynthos vor, bevor es für uns weiter zu dem Kabirion von Theben und in das Tal der Musen, beides in Böotien, ging.
Einer Besichtigung von Orchomenos und Livadia, ebenfalls in Böotien, folgten der Besuch des archäologischen Museums von Theben (welches mit seinen Exponaten nur in Staunen versetzen konnte) und des Apollo-Heiligtums von Ptoion. Die akustische Wirkung der besonderen geographischen Lage des letzteren stellten wir durch gemeinsames ›experimentalarchäologisches‹ Singen unter Beweis. Auch eine kleine Geländeerkundung durfte da nicht fehlen – und bedeutet wohl, dass wir uns statt der geplanten eineinhalb Stunden wohl doppelt so lange in jenem eindrucksvollen Gebirgszug aufhielten.
Der 04. Juli war Delphi und dessen archäologischen Museum zur Gänze gewidmet, wobei beides in Realität noch eindrucksvoller war als in unserer bisherigen Vorstellung. In Kalapodi, Lokris, führte uns der ehemalige Grabungsleiter Dr. Rainer Felsch durch ›seine‹ Ausgrabungsstätte, bevor uns Dr. Petros Kounouklas Beeindruckendes in und über Kynos erzählte und zeigte. Dr. Kounouklas sollte uns auch am nächsten Tag, den 06. Juli, durch das Museum von Atalanti begleiten, welches wir nach einer abenteuerlichen Wanderung durch die Brandung zu der Insel Mitrou unter der Führung von Prof. Aleydis Van de Moortel besuchten. Unsere Exkursion schloss am selben Tag mit einer Besichtigung der mykenischen Festung Gla in Böotien.
 
Chalkida, Thiva und Livanates waren dabei unsere Ausgangspunkte für die täglichen (zielgerichteten) Odysseen durch Zentralgriechenland gewesen. Ob ihrer Lage am Meer (Chalkida, Livanates) boten diese Orte all jenen, die nach den Wanderungen des Tages noch Kraft fanden, die tolle Möglichkeit, den Tag am Strand und im Wasser ausklingen zu lassen. Das gemeinschaftliche Abendessen mit Meerblick ließ dann täglich durchaus einen schönen Anflug von Urlaubsfeeling aufkommen.
 
Als vielfältige und harmonische Gruppe, gewappnet mit der großartigen akademischen Führung von Prof. Mac Sweeney und Dr. Hoernes sowie einem unerschrockenen Busfahrer, dem jeder Trampelweg als Straße breit genug erschien, verbrachten wir gemeinsam einige der intensivsten, eindrucksvollsten und lehrreichsten Tage in Griechenland. Es kann so mit Sicherheit festgehalten werden, dass uns nicht nur die Informationen zu den jeweiligen Referatsthemen lange in dankbarer Erinnerung bleiben werden.

Hannah Oitzl – Ilvy Paierl