Rethinking Periphery in Late Antique Arabia
Ziel des Projektes "Rethinking Periphery in Late Antique Arabia" ist es durch interdisziplinäre Ansätze historische Belege anthropogenen Landschaftsmanagements, landwirtschaftlicher Nutzung, ökonomischen Austausches und industrieller Produktion zu sammeln, um antike ländliche Dörfer in ihrer Gesamtheit zu erfassen und ihre Rolle in größeren regionalen Kontexten und Netzwerken besser zu verstehen.
FWF-Projekt
- Projektleiterin: Univ. Prof. Dr. Basema Hamarneh
- Projektnummer: FWF-P 35326
- Dauer: 01.10.2022 – 30.09.2026
Informationen
Die sozio-ökonomischen Bedingungen des byzantinischen Ostens waren zu einem sehr großen Teil geprägt von der Entwicklung der ländlichen Gebiete. Die große Anzahl an dörflichen Gemeinden im östlichen Mittelmeerraum ist ein Beleg für den hohen Stellenwert der Landwirtschaft im täglichen Leben und zeigt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung im landwirtschaftlichen Sektor tätig war – ein Charakteristikum, welches sich bis in die heutige Zeit erhalten hat. Paradoxerweise hat sich die Forschung des ländlichen Raumes jedoch vor allem mit urbanen Zentren befasst, während periphere Siedlungen mit ihren landschaftlichen Strukturen, trotz ihrer signifikanten Rolle im breiteren Kontext der Markt- und Handelsnetzwerke, vernachlässigt wurden.
Das nunmehrige Projekt zielt darauf ab, diese Gebiete zu untersuchen und ihre Relevanz für die sozialen und ökonomischen Strukturen der Spätantike (4.– 8/9. Jh. n. Chr.) im Nahen Osten zu beleuchten. Die Intention ist es, Belege für anthropogenes Landschaftsmanagement, landwirtschaftliche Nutzung, ökonomischen Austausch und industrielle Produktion zusammenzutragen. Dem starken Einfluss regionaler Unterschiede geschuldet, welche sich auf die Entwicklung von dörflichen Siedlungen und Strukturen auswirken, fokussiert sich das Projekt vor allem auf den spezifischen Kontext der ländlichen Region der Diözese Madaba in Jordanien. Die Auswahl des Gebietes erfolgte auf Grund der langen, beinahe durchgehenden Besiedelungsgeschichte (Eisenzeit – Hellenistisch – Römisch/Spätrömisch – Byzantinisch – Islamisch), der reichen materiellen Kultur (Keramik, Skulptur, Architektur, Mosaik, usw.) und der Verfügbarkeit vergleichbarer, archäologischer Dokumentation (Grabungen und Surveys). Besiedlungsphasen in Verbindung mit materiellen Hinterlassenschaften der Eisenzeit, des Hellenismus und der römischen Zeit konnten im Gebiet der Diözese Madaba an zahlreichen anderen Orten festgestellt werden. Die herausragendste Phase der ländlichen Entwicklung kann jedoch mit der Zeit der Spätantike und der frühislamischen Periode vom 5. bis ins 8/9. Jh. n. Chr. in Verbindung gebracht werden. Aus historischer Perspektive lässt sich für Fallstudien an kleinen, vermeintlich unwesentlichen, ländlichen Siedlungen Foucaults Konzept der "Heterotopien der Zeit" heranziehen. Dieses gibt an, dass ein Raum einen Mikrokosmos von verschiedenen Lagen und Funktionen umschließt (Foucault 1998, 175-185). Das Dorf al-Jumayil, auf welchem der spezielle Fokus unserer Forschungen liegt, ist hier keine Ausnahme. Durch seine vielschichtigen Besiedlungsphasen, die sich auf einen Ort konzentrieren und sich hier überlagern, bildet er ein vielversprechendes Untersuchungsgebiet für interdisziplinäre Forschungsansätze, welche Resultate versprechen, die durch rein archäologische Ansätze nicht zu erzielen wären. Eine interdisziplinäre Vorgehensweise hilft, ein ganzheitliches Verständnis der Fundstätte über alle Besiedlungsphasen hinweg aufzubauen.
"Rethinking Periphery in Late Antique Arabia" ist ein vom FWF-Fond gefördertes Projekt, mit einer Laufzeit von 2022 bis 2026, welches an der Universität Wien am Institut für Klassische Archäologie angesiedelt ist.